Liquidität bewegt die Märkte
Um mir eine Art Framework für den Markt zu erstellen, nutze ich die Perspektive der Liquidität. Der Markt tut eigentlich nichts anderes als möglichst viele Transaktionen zu einem für Käufer und Verkäufer fairen Preis zu einem bestimmten Zeitpunkt möglichst effizient zu arrangieren. Der Preis strebt dabei entweder nach Liquidität in Form von Buy- und Sell-Stops (Draw-on-Liquidity) oder stellt das Gleichgewicht im Markt her, indem Preis-Level, an denen zu wenig bzw. nur in eine Richtung gehandelt wurde, erneut angesteuert werden (Rebalancing).
Wobei Liquidität vermehrt an wichtigen Hochs und Tiefs vermutet werden kann, werden ineffizient gehandelte Preisbereiche in Form von Fair Value Gaps oder Volume-Imbalances für uns im Chart sichtbar. Diese Spuren, die große Marktteilnehmer oder Algorithmen nicht vor uns verbergen können, können wir Retail-Trader nutzen, um im Windschatten der großen Jungs ein Stück mitzusegeln.
Top-Down-Analyse
Mit der Idee des Draw-on-Liquidity und des Rebalancing erstelle ich nun eine Top-Down-Analyse. Ich beginne dabei im Monatschart, gehe über den Wochen-, Tages-, 4-Stunden-, den Stundenchart und manchmal sogar den 15-Minutenchart, um dort nach Fair Value Gaps, Volume-Imbalances und wichtigen Hochs und Tiefs zu suchen und markiere mir diese. Auch Dinge wie Premium und Discount der aktuellen Handelsspanne sind wichtig. Ich kaufe also am liebsten unter und verkaufe über der 50%-Marke.
Auf diese Weise entsteht ein Narrativ, mit dem im besten Falle klarer wird, in welche Richtung der Preis wahrscheinlich als nächstes läuft bzw. in welchen Bereichen er sich bewegen könnte. Zur zusätzlichen Orientierung lasse ich mir den VWAP anzeigen. Innerhalb dieses Frameworks verwende ich dann Signale für einen Trade-Einstieg.
Reversal-Strategie
Mit oben beschriebener Analyse versuche ich also an wichtigen Levels aus höheren Zeiteinheiten (Hochs/Tiefs, FVGs/VIs – am besten beides) meine Trade-Einstiege zu finden. Ich nutze dafür je nach Price-Action iFVGs (Inverted Fair Value Gaps) oder CISDs (Change in State of Delivery) auf den Timeframes M1, M2, M3 und etwas seltener den S15, S30 oder M5 im MGC (Micro Gold-Future).
Auch wenn es sich technisch um eine Reversal-Strategie handelt, kann man damit auch in den übergeordneten Trend einsteigen. Wenn die Handelsrichtung klar genug scheint, kann man damit den zweiten Rücksetzer (2-Legged-Pullback) mit tieferem Tief (bei Longs) oder höherem Hoch (bei Shorts) untersuchen und einen Breaker-Block mit CISD zum Einstieg nutzen.

Bedingungen für diesen Short-Trade
- H1 Fair Value Gap + 50er Fib der übergeordneten Handelsspanne (weg von)
- Wichtige Tiefs und Imbalances unter den Targets (hin zu)
- Liquidity-Grab durch Bruch von Hoch auf demselben Timeframe
- Breaker-Block und CISD (Change in State of Delivery)
- Kerzenschluss unter dem CISD ist Einstiegssignal
- Stop-Loss über Kerzen-Bodys des letzten Hochs
- Standard-Deviation-Projection gibt Target #1 und #2
- Bei Target #1 geht der SL auf Break-Even
Die Key-Level werden hier von meinem Framework vorgegeben. Das können wichtige Hochs oder Tiefs (z. B. aus der Asien-Session), Fair Value Gaps oder Volume Imbalances sein. Der Markt sollte sich deutlich entweder von Liquidität (Hochs, Tiefs) zum Rebalancing (FVGs, VIs) bewegen oder andersherum.
Trade-Location & Mindset
Diese Strategie ist so simpel wie effektiv. Und in Gold bewegt sie sich, wie ich finde, sehr viel schöner als im NQ (Nasdaq), den ich vorher handelte. Das kann sich in Zukunft wieder ändern, aber zur Zeit bleibe ich bei Gold.
Wichtig ist wie bei jeder Trading-Strategie die Location oder anders gesagt der Kontext. Mit dem oben beschriebenen Framework erstelle ich mir ein Narrativ für die Marktbewegungen und versuche mich in sie einzureihen. Theoretisch kann man alle vorhandenen Signale handeln, man wird dann aber mit mehr Verlusten konfrontiert werden. Auch bei wichtigen News-Events muss man natürlich vorsichtig sein.
Für alles, was wir an der Börse tun, ist ein gesundes Mindset und Wissen um die Trading-Psychologie ein guter Ratgeber, um langfristig und möglichst ohne Stress, der das menschliche Gehirn zu Fehlentscheidungen verleitet, handeln zu können.