Prop-Trading vs. Prop-Trading
In den meisten meiner Artikel versuche ich deutlich zu machen, dass es auf diesem Blog meist um Remote-Prop-Trading-Firmen geht. Also Anbieter, die ausschließlich online ihre Dienste anbieten und bisher überwiegend mit simulierten Trading-Umgebungen arbeiten.
Im Gegensatz dazu stehen die klassischen Prop-Firmen mit Adresse und Trading-Desk (z. B. SMB Capital). Dort muss man weitaus mehr Qualifikationen mitbringen, eine teurere Aufnahmegebühr und manchmal auch eine Miete für den Schreibtischplatz bezahlen, bekommt aber eine umfassende Ausbildung und darf mit Profihändlern das Büro teilen.
Kommen Regulierungen?
Viele mutmaßen, dass es im Bereich Remote-Prop-Trading Regulierungen geben wird. Wo wir uns heute noch im Wilden Westen befinden, soll der Verbraucher besser geschützt werden. Aber ob und wann eine Regulierungsbehörde eingreift, weiß keiner so genau.
Was viele als Regulierung bezeichnen, ist bei den Futures ein Anklopfen der CME (Chicago Mercantile Exchange). Die CME ist jedoch keine Behörde sondern ein Exchange (eine Börse, ein Marktplatz). Das hat mit Verbraucherschutz wenig zu tun. Die haben ein Problem damit, dass ein immer größerer Marktanteil des Futures-Trading mit den heutigen Prop-Firmen auf dem Demokonto stattfindet. Das heißt, dass dort nicht durch Handelsgebühren mitverdient wird. Meine Meinung ist, dass die einfach nur ein Stück vom Kuchen des modernen Prop-Trading haben möchten.
Anbieter bereiten sich vor
Schon Ende letzten Jahres ging es los mit den Änderungen und Ankündigungen. Viele der großen Player unter den Prop-Trading-Firmen wollen im Anblick der möglichen neuen Anforderungen der CME und auch um sich gegen zu gute Trader auf Sim-Funded-Konten zu schützen, den Weg zu Echtgeldkonten klarer definieren und schneller umsetzen.
Topstep
Wenn ich mich recht erinnere, hatte Topstep dieses Modell sogar schon vor vielen Jahren, entdeckte dann aber die Rentabilität in der Welt des Sim-Funding. Wer stabil handelt, bekommt nun aber teils schon nach wenigen Wochen auf einem XFA (Express Funded Account) eine E-Mail, dass man vom Risiko-Team beobachtet und möglicherweise bald auf ein Echtgeldkonto umgezogen wird.
MyFundedFutures
Auch bei MyFundedFutures bekommt man bei Eignung eine entsprechende E-Mail aus der Risikoabteilung. Beim Instant-Funding-Modell Milestone ist der Weg noch klarer vorgeben. Nach 4 Phasen mit entsprechenden Auszahlungen bekommt man einen Live-Account ohne Wenn und Aber. Ein Ablehnen ist nicht möglich.
Tradeify
Bei Tradeify braucht es ebenfalls 4 Auszahlungen bis die Firma gute Trader genauer beobachtet. Es wird dann intern entschieden, ob der Umzug auf ein Echtgeldkonto sofort oder nach weiteren Auszahlungen vorgenommen wird. Einmal auf dem Live-Konto sind keine weiteren Challenges möglich solange dieses aktiv ist.
Take Profit Trader
Die Prop-Trading-Firma Take Profit Trader bietet jedem Trader nach Auszahlungen von 5.000$ auf einem Sim-Account (PRO) das Umziehen auf ein Echtgeldkonto (PRO+) an. Ob die Annahme dieses Angebots verpflichtend ist, ist mir nicht ganz klar. Soweit ich weiß, nutzt TPT dieses System jedoch schon von Anfang an.
The Trading Pit
Die Macher von The Trading Pit gehen einen anderen Weg und lassen Trader gänzlich auf dem Demokonto handeln. Nach dem Bestehen einer Challenge wird man jedoch eine Signalgebervereinbarung unterzeichnen. The Trading Pit kann dann nach internen Risikoabwägungen die Ausführungen eines Traders am Live-Markt spiegeln oder nicht.
Apex Trader Funding
Auch Apex Trader Funding hat nach der Ankündigung um Apex 3.0 inzwischen auch einen „Path to Live“. Es wurde eine ganze Sektion dazu angekündigt, jedoch kann ich im Hilfe-Center wenig davon finden. Es wurde auch berichtet, dass bisher sehr wenige Trader tatsächlich mit Echtgeld ausgestattet wurden.
FTMO
Im Bereich Forex und CFDs gibt es FTMO, die mit dem Kauf der Firma Quantlane und entsprechender Kommuniation auf der Website, den Weg auf ein Echtgeldkonto ebnen.
Vorteile Live-Trading
Langfristig liegt es in größtem Interesse der Prop-Trading-Firmen gute Trader in der simulierten Umgebung nicht aus eigener Tasche zu bezahlen, sondern an ihnen zu verdienen. Auch wenn ich fest davon überzeugt bin, dass diese Einnahmen nur einen sehr geringen Teil des Ganzen ausmachen, kann somit das Risiko für die Firma stark begrenzt werden.
Aus diesem Grund lassen sich die Anbieter attraktive Rahmenbedingungen für das Traden mit einem Live-Konto einfallen:
Statischer Drawdown
Im Echtgeldkonto ist Schluss mit Trailing. Der Kontostand darf einfach nur nicht unter Null rutschen. Ansonsten gibt es keinerlei Einschränkungen.
Tögliche Auszahlungen
Da es sich bei gemachten Gewinnen um echtes Geld geht, das die Firma verdient, kann der Anteil an den Trader sofort ausgezahlt werden.
Keine Consistency-Rule
Auch eine Consistency-Rule macht im Live-Konto keinen Sinn mehr, denn das Risiko für die Firma muss hier nicht begrenzt werden. Je mehr Geld verdient wird desto besser.
Direkte Ansprechpartner
Viele Firmen werden außerdem eine engere Beziehung zum Trader aufbauen wollen, um ihn zu halten. Oft bekommt man einen direkten Ansprechpartner in der Risikoabteilung.
Festes Gehalt
Hier ist noch nicht ganz so viel von zu hören. Aber ich denke, dass Firmen auch ein festes monatliches Gehalt irgendwann nutzen werden, um gute Trader anzuziehen.
Bonuszahlungen
Brett Samba von Tradeify hat in einem Interview davon philosophiert. Wenn eine Firma die Ausführungen eines Traders darüberhinaus spiegelt und damit Geld verdient, kann es weitere Bonuszahlungen geben.
Nachteile Live-Trading
Gegenüber dem Live-Trading hat das Handeln in einer simulierten Umgebung auch einige Nachteile, auf die ich hier schauen möchte.
Slippage
Auch wenn dies auf Demokonten teils simuliert wird, gibt es im Live-Markt natürlich manchmal Slippage. Besonders in volatilen Marktphasen kann es sein, dass besonders Market-Orders mal ein paar Ticks schlechter ausgeführt werden, wenn es zum gewünschten Preis keinen Gegenspieler gibt.
Emotionen
Vielleicht ist für manche außerdem noch relevant, dass es sich nun nicht mehr um Spielgeld handelt, sondern echtes Kapital verloren geht, wenn ein Trade daneben geht. Je nach Mindset kann dies Auswirkungen auf Tradeausführungen und -verwaltung haben.
Regulatorisches
Gerade für deutsche Trader kann diese Entwicklung ein Problem sein. In Deutschland erlaubt die BaFin nicht, dass ohne entsprechende Lizenz Fremdkapital gehandelt wird. Allerdings sind wohl die meisten Trader mit den Auszahlungen während der Simulationsphase gut bedient.
Fazit
Ich finde diese Entwicklung gut und richtig. Denn mit wildem Demokontoschießen und Sim-Farming ist der Trading-Branche nicht geholfen und wird mittelfristig sehr schlechte Gewohnheiten mit sich ziehen, die gesundem Handeln entgegenstehen. Des Weiteren glaube ich, dass die Prop-Firmen in Zukunft vermehrt versuchen werden, gute Trader mit attraktiven Angeboten zu ködern, um echtes Kapital besser hebeln zu können.
Viel Potenzial sehe ich ebenso in nicht-erfahrenen Tradern. Wenn mehr Gewicht auf gute Ausbildung gelegt wird, kann man sicher das eine oder andere Talent finden und als Firma nutzen.
Für deutsche Trader hoffe ich, dass es eine gute Lösung geben wird. Der Ansatz von The Trading Pit mit der vertraglichen Vereinbarung, dass ein Trader im Demokonto bleibt, aber die Signale nach eigenen Algorithmus am Markt ausgeführt werden, könnte eine Lösung sein. Ob der CME das so ausreicht, vermag ich nicht einzuschätzen.
Alles in Allem glaube ich, dass wird aber so mehr Seriosität sehen und besseres Trading kultivieren werden. Und die deutschen Behörden werden das auch noch verstehen 🙂