Trading verspricht Action
Nur selten stehen Charts still, ständige Bewegungen ermöglichen unentwegt Profite und mit nur ein paar Klicks kann das Monatsgehalt „normaler“ Leute verdient werden. Ein krasser Lifestyle verspricht Anerkennung anderer. Welcher Trading-Anfänger wünscht sich das nicht? Doch dieses Mindset ist in den allermeisten Fällen der Anfang einer Spirale aus Stress und Verlusten.
Unendliche Möglichkeiten
Es ist wahr, dass die Börse schier unendliche Möglichkeiten bietet, um Profite zu erwirtschaften. Aber die Interpretation davon darf nicht sein, ganz viel ganz schnell am besten sofort zu machen. Unser menschliches Gehirn hat seine Limitierungen und Erfolg im Trading benötigt eine ausgefeiltere Heransgehensweise.
Ich selbst habe z. B. den Begriff Scalper (also sehr kurzfristig zu traden) am Anfang so verstanden, dass man sobald man am Chart sitzt, jederzeit eine Position für ein paar Ticks eröffnen kann. Jedes Zucken im Preis kann zu Geld gemacht werden. Die Masse macht’s dann schon. Mehrere Stunden bzw. den ganzen „Arbeitstag“ zu traden war für mich keine Seltenheit… besonders wenn Verluste wieder „reingeholt“ werden mussten. Komisch nur, dass die Resultate nicht dieselbe Sprache sprachen.
Emotionales Kapital verstehen
Wer eine profitable Strategie erarbeitet hat und diese konsequent umsetzen möchte, muss einen kühlen Kopf bewahren, um sich im vermeintlichen Chaos Börse nicht der menschlichen Neigung des wahllosen Chart-Schießens hinzugeben. Denn unser Gehirn versucht ständig gutgemeinte Ratschläge (mehr Trades = mehr Profit) zu geben. Diese sind im Trading jedoch oft kontraproduktiv.
Wer sich durch zuviel „Engagement“ stressen lässt, kann keine klaren Entscheidungen treffen. Die Wahrnehmung unseres Gehirns wird sich bei steigendem Stresslevel immer weiter verengen, weil emotionales Kapital aufgebraucht wird. So entsteht eine Abwährtsspirale, die es zu durchbrechen gilt. Um langfristig profitabel zu sein, braucht man eine wertfreie Wahrnehmung von dem was ist („Trade what you see“) und das ist nach 8 Stunden Geballer kaum möglich.
Abwährtsspirale durchbrechen
Durch das ständige Involviertsein und Hinterherjagen aller verfügbaren Ticks liefert man sich emotional den Kräften am Markt aus. Man begibt sich unweigerlich in den mentalen Status des Overtrading und ist nicht mehr fähig rationale Entscheidungen zu treffen. In dieser Phase fügt man sich selbst und dem Trading-Konto den größten Schaden zu. Diese Situationen sollte man tunlichst vermeiden.
Was kann man tun?
Im Artikel Reduziere Dein Trading habe ich ausführlich aufgelistet, worauf man achten kann, um Stress und damit die Anzahl der Fehler im eigenen Trading zu verringern.
- Anzahl der Trades
- Größe der Positionen
- Anzahl der Instrumente
- Anzahl der Indikatoren
- Anzahl der Timeframes
- Zeit vor den Charts
Um mein emotionales Kapital und damit letztlich mein Trading-Kapital zu schützen, trade ich persönlich heutzutage wie folgt:
- 2 – 3 Trades täglich / nach 2 Verlusten ist Schluss
- 1 – 3 Kontrakte je nach Kontogröße
- Einziges Instrument: GC (Gold-Future)
- Wenig Indikatoren: EMA 10, MACD, VWAP
- Einziger Timeframe für Trade-Ausführungen: M3
- 2 – 3 Stunden Trading täglich (London-Session)
Fazit
Die Anstrengung, die für profitables Trading nötig ist, muss selbstreflektiert in einem selbst und nicht durch längeres Chartgucken oder noch mehr Trades gemacht werden. Wer hier entscheidende Fortschritte machen möchte, sollte sich unbedingt mit Trading-Psychologie auseinandersetzen und verstehen, dass man nur über eine begrenzte Menge an emotionalem Kapital verfügt, die man sich gut einteilen sollte. Wie für so vieles im Leben liegt die Lösung in uns selbst.