Das System ist alles
Wer konstant Gewinne aus den Märkten ziehen möchte, sollte sich warm anziehen bzw. gut vorbereiten. Eine klare Handelsstrategie, die in ausreichendem Backtesting ihre Effekzivität bewiesen hat, sollte die Basis für das System sein. Des Weiteren ist ein genauer Trading-Plan nötig, um uns in der Hitze des Gefechts auf den Prozess fokussieren zu können und im besten Fall immer ein Wenn-Dann-Szenario zur Hand zu haben. Bei der Entwicklung des Handelssystems sollten wir jedoch darauf achten, dass es nicht zu komplex wird. Schauen wir uns an, warum.
Komplexer heißt nicht profitabler
Beim Trading haben wir es immer mit Unsicherheiten und Risiko zu tun. Diese Tatsache werden wir akzeptieren müssen. Es hilft also nicht anstatt 2 Indikatoren 20 zu verwenden. Die Information, die wir über den Ausgang eines potentiellen Trades haben, wird immer unzureichend bleiben egal wie viele Ansätze wir bei der Technischen Analyse anwenden.
Studien haben ergeben, dass die Trefferquote sich nicht verbessert je mehr Datenpunkte man vorher zur Verfügung hat. Natürlich brauchen wir ein Grundgerüst und einen Plan, der uns anzeigt, wo die Reise hingehen soll. Aber mehr Information bietet nicht wie in vielen anderen Bereichen des Lebens mehr Sicherheit. Im Gegenteil, zuviel Information kann Probleme mit sich bringen.
Falsche Erwartungen
Zum Einen kann ein Überangebot an Daten dazu führen, dass wir uns in einer falschen Sicherheit wiegen, die zu hohe Erwartungen hervorruft. Dieses Verhalten ist ganz natürlich. Wir möchten damit unangenehme Situationen vermeiden und unsere Angst vor Verlusten mindern. So hat es die Natur uns beigebracht. Im Trading ist dieses Verhalten kontraproduktiv.
Wenn 20 Indikatoren dasselbe anzeigen, dann muss der Trade ja „funktionieren“. Man vergisst dann schnell, dass dennoch zu jeder Zeit alles passieren kann. Bei einem Verlust hat man aufgrund der zu hohen Erwartungen viel mehr mit Emotionen zu kämpfen als bei einem neutraleren Blickwinkel, der das mögliche Risiko besser abbildet.
Confirmation Bias
Ähnlich wie bei den falschen Erwartungen können wir eine gewissen Blindheit für Informationen entwickeln, die unserer Trade-Idee widersprechen. Die sogenannte „Confirmation Bias“ lässt uns dann nur nach Informationen suchen, die auch zu unserer Meinung passen und uns somit bestätigen. Andere Daten werden mehr oder weniger unbewusst ausgeblendet, damit wir uns bei unserem Trade weiterhin gut fühlen. Auch dies ist eine natürliche Schutzfunktion unseres Gehirns, die für das Trading unpraktisch ist.
Wir müssen zu jedem Zeitpunkt ein möglichst neutraler Beobachter des Marktes sein, um objektive Informationen von dem, was ist, weiterhin empfangen zu können. Ein einfacheres System kann hier hilfreich sein und für mehr Klarheit sorgen.
Analysis Paralysis
Eine weitere Folge von zu vielen Daten bei der Trade-Analyse können widersprüchliche Informationen sein, die uns zu keinem Zeitpunkt ein klares Signal geben, so dass man ständig mit Zweifeln, Ungewissheit (bei der korrekten Anwendung des Systems) und letztlich nicht reproduzierbaren Ergebnissen zu kämpfen hat. Man spricht in diesem Fall von der „Analysis Paralysis“, bei der man wie gelähmt gar nicht in der Lage ist, die Menge an Informationen zu verarbeiten.
Man kennt dieses Phänomen vielleicht aus großen Supermärkten, bei denen es so viele Sorten Joghurt gibt, dass es uns schwer fällt uns für eine zu entscheiden. Manche gehen dann ohne Joghurt wieder nach Hause. Unser Gehirn hat nur ein gewisses Berücksichtigungsfeld, das man im Marketing „Evoked Set“ nennt. Mit einer überschaubaren Anzahl an Optionen können wir bessere Entscheidungen treffen.
Fazit
Eine gesunde Überzeugung für einen Trade ist unbedingt nötig, damit sich ein Trading-System überhaupt entfalten kann, um einen statistischen Vorteil zu erlangen. Man darf Gewinne nicht ständig zu früh mitnehmen bzw. Verluste nicht laufenlassen. Diese Überzeugung können wir jedoch aus einem relativ einfachen Handelsansatz entwickeln. Mehr Information heißt im Trading nicht mehr Sicherheit und verbessert die Performance oft nicht.
Ich selbst habe dies erst kürzlich für mich erarbeitet. Meine denkbar einfache Trading-Strategie liefert bessere Ergebnisse als komplexere Modelle zuvor. Aber in der Börsenwelt wollen eben auch viele einfach schlau klingen, damit man merkt, wie cool sie eigentlich sind. Bessere Performance bringt das nicht.