Drawdown-Limit im Nacken
Jeder Prop-Trader kennt ihn. Der Maximalverlust, den wir pro Tag oder insgesamt machen dürfen, sitzt uns ständig im Nacken und er ist gnadenlos. Denn mit dem Bruch dieser Regel verliert man jede Evaluierung oder das Live-Trading-Konto. Oft ist es auch ein „Max Trailing Drawdown“. Das bedeutet, dass der erlaubte Verlust immer vom maximal gemachten Profit (auch offener Positionen) innerhalb des Tages gemessen wird.
Trades laufen lassen mit der Gefahr, dass sie nach relativ viel Gewinn wieder zurückkommen – sei es Break-Even oder sogar in den ursprünglichen Stop-Loss, ist daher schwierig. Denn wenn eine Position z. B. 1.000$ in den Gewinn läuft und dann wieder umdreht, ohne dass wir etwas davon mitnehmen, steigt der Trailing-Drawdown um 1.000$ und bleibt dort. Für weitere Trades steht uns dieser Spielraum nicht mehr zur Verfügung.
Um ein Trading-Konto nicht gleich zu verlieren, entscheiden sich manche dafür, sich einen Sicherheitsabstand zu diesem Maximalverlust zu ertraden und auf Auzahlungen zunächst zu verzichten. Denn bei vielen Prop-Firmen zieht der Trailing-Drawdown nicht mehr weiter nach, sobald ein bestimmter Kontostand erreicht wurde. Oft ist das, wenn der Trailing-Drawdown das Startkapital des Kontos erreicht.
Ein Beispiel:
Startkapital ist 50k. Erlaubter Maximalverlust ist 2.500$. Wenn ich 2.500$ Gewinn mache, darf ich nur noch auf die unsprünglichen 50k zurückfallen. Jeder Verlust darüberhinaus würde mich disqualifizieren. Aber jeder Gewinn über diese Summe hinaus hat keinen Einfluss mehr auf den Drawdown. Dieser bleibt bei 50k und der Sicherheitsabstand wird größer.
Es kommt darauf an
Für welchen Weg man sich entscheidet, muss jeder selbst wissen. Nicht zuletzt aber ist dafür die Trading-Strategie entscheidend. Denn wer gern Positionen laufen lässt, sollte mehr Sicherheitsabstand einplanen. Bei meiner Scalping-Strategie z. B. nehme ich Gewinne sehr schnell mit, laufe also wenig Gefahr, weit in den Profit zu laufen und diesen wieder abzugeben. Es sei denn natürlich, man hat eine lange Serie von Verlusten.
Als Scalper plädiere ich daher für die möglichst baldige Auszahlung der Profite. Denn nur das Geld auf dem eigenen Konto ist wirklich verbuchter Gewinn. Mir genügt der Handlungsspielraum, den ich mit diesem Maximalverlust habe. Wenn Du jedoch Daytrader bist und diesen Spielraum benötigst, ist die andere Option vielleicht besser.
Fazit
Eine pauschale Antwort auf diese Frage gibt es nicht, denke ich. Jeder hat sein eigenes Risikoempfinden und kennt seine Strategie und den Spielraum, den sie benötigt. Der Trailing-Drawdown ist sicher eine der schärfsten Regeln, mit der wir beim Prop-Trading umgehen müssen. Darum muss man sich bei der Vorbereitung auf eine Evaluierung oder gar eine Karriere als Prop-Trader eine Strategie basteln, die in dieses Schema passt. Mit dieser ergibt sich die Antwort dann meist von selbst.