Rande Howell bei Words of Rizdom
Vor kurzem erschien auf dem YouTube-Kanal Words of Rizdom ein langes Interview mit Rande Howell, einem der bekanntesten Experten für Trading-Psychologie weltweit. Für mich ist dieses Gespräch so wertvoll, dass ich die wichtigsten Aussagen hier noch einmal zusammenfassen möchte – gerade für Anfänger, die viel zu oft nur nach Strategien suchen und dabei vergessen, dass es am Ende fast immer an der eigenen Psychologie scheitert.
Das Originalvideo ist auf englischer Sprache. Wer diese nicht so gut beherrscht oder unsicher ist, für den ist die folgende Zusammenfassung eine gute Hilfe. Sie beinhaltet die wichtigsten Aussagen und Kernelemente, mit denen man Rande Howells Arbeit sehr gut nachvollziehen kann.
Unser Gehirn ist für Trading nicht gemacht
Howell macht gleich am Anfang klar: Das größte Problem der meisten Trader ist das Gehirn, das sie an den Märkten einsetzen. Es ist Millionen Jahre alt und wurde dafür entwickelt, uns vor Gefahren in der Natur zu schützen.
- Ein drohender Verlust wird vom Gehirn wie eine Bedrohung des Überlebens bewertet.
- Ein großer Gewinn löst Euphorie aus – Dopamin überschwemmt den Körper, man fühlt sich unbesiegbar.
- Beides führt dazu, dass wir nicht rational, sondern instinktiv handeln.
Im Klartext: Wir traden nicht nur gegen den Markt, sondern gegen unsere eigene Biologie. Wer im Trading seine Emotionen nicht kontrolliert, wird immer wieder scheitern, wenn nicht grundlegend am Mindset gearbeitet wird.
Verluste im Trading akzeptieren
Eine der stärksten Botschaften des Interviews lautet: Erfolgreiche Trader können Verluste akzeptieren. Sie sind nicht in erster Linie auf „Recht haben“ fixiert, sondern darauf, ihre Prozesse sauber durchzuziehen.
Anfänger kämpfen dagegen mit jedem Stop-Loss als sei es ein persönliches Versagen. Profis sehen darin lediglich einen notwendigen Teil des Spiels. Der Unterschied liegt darin, dass man Verluste nicht als Niederlage betrachtet, sondern als unvermeidbare Geschäftsausgaben auf dem Weg zum langfristigen Erfolg.
Typische psychologische Fallen im Trading
Viele scheitern nicht an mangelndem Wissen, sondern an Mustern, die tief im Alltag verwurzelt sind. Howell nennt hier immer wiederkehrende Fallen, die gerade für Anfänger typisch sind:
- Kontrollzwang / Alpha-Mindset: Unternehmer oder „Alphas“ wollen dominieren, doch Märkte lassen sich nicht kontrollieren.
- Perfektionismus im Trading: Die Angst, Fehler zu machen, führt zu Überanalyse – und oft dazu, dass Chancen verpasst werden.
- Limitierende Glaubenssätze über Geld: Wer als Kind gelernt hat, „niemand ist eine Million wert“, sabotiert sich unbewusst beim Erreichen bestimmter Summen.
- Überheblichkeit nach Gewinnen: Der Dopaminrausch macht euphorisch, aber Euphorie führt fast immer zu Leichtsinn.
Werkzeuge für mentale Stärke
Wie geht man mit diesen Herausforderungen um? Howell empfiehlt, den eigenen Körper und die eigenen Gedanken bewusster wahrzunehmen. Schon einfache Dinge wie eine entspannte Atmung können verhindern, dass Stress den klaren Kopf vernebelt.
Darüber hinaus nennt er weitere wichtige Werkzeuge für mehr Disziplin und Selbstkontrolle:
- Achtsamkeit: Gedanken und Emotionen beobachten ohne sich mit ihnen zu identifizieren.
- Selbstmitgefühl: Wer sich nach Verlusten beschimpft, verschärft das Problem. Mitfühlender Umgang schafft den Raum für Veränderung.
- Rituale & Struktur: Journaling, feste Pausen, kleine mentale „Check-ins“ im Trading-Alltag.
Emotionen im Trading verstehen & nutzen
Howell plädiert dafür, Gefühle nicht als Feinde zu betrachten. Scheitern ist ein Lehrer, Scham kann zum Katalysator für Veränderung werden. Entscheidend ist, diese Emotionen nicht zu verdrängen, sondern sie zu verstehen und in produktive Bahnen zu lenken.
Besonders wichtig ist die Erkenntnis, dass der eigene Selbstwert nicht am Kontostand hängt. Gewinne oder Verluste sagen nichts über den Wert einer Person aus. Wer das verinnerlicht, befreit sich von einem der größten psychologischen Ketten am Markt.
Praktische Tipps für Anfänger im Trading-Mindset
Gerade Anfänger überschätzen oft, wie viel Druck sie aushalten können. Deshalb einige ganz konkrete Ratschläge von Howell:
- Mit kleinen Positionen starten – zum Beispiel mit Micros. So erlebt man die echten Emotionen, ohne das Konto zu ruinieren.
- Disziplin trainieren durch Symbole oder Vorbilder, die dafür stehen (ein Zenturio, ein Mentor oder sogar ein Tier).
- Regelmäßige Pausen einplanen. Daytrading laugt das Gehirn aus, schon nach einer Stunde sinkt die Konzentration drastisch.
- Swingtrading erwägen, da es weniger Stress erzeugt und längere Denkpausen ermöglicht.
- Verluste reflektieren: War es ein Methodenfehler, ein psychologischer Fehler – oder einfach nur Statistik?
Trading ist Selbstbeherrschung
Am Ende fasst Howell es klar zusammen: Wer sich selbst nicht meistert, wird kein erfolgreicher Trader. Märkte sind Spiegel der Emotionen der Masse. Wer seine eigenen Emotionen nicht im Griff hat, wird Teil dieser Masse – und verliert.
Trading ist damit mehr als ein Beruf oder Hobby. Es ist eine Schule der Selbstbeherrschung. Verluste akzeptieren, Disziplin entwickeln, Glaubenssätze hinterfragen – all das führt nicht nur zu besseren Trades, sondern auch zu persönlichem Wachstum.
Fazit
Das Interview mit Rande Howell auf dem YouTube-Kanal Words of Rizdom zeigt eindrucksvoll, wie stark Trading-Psychologie über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Für Anfänger ist es eine wichtige Erinnerung: Die beste Strategie bringt nichts, wenn man im entscheidenden Moment von Angst oder Gier gesteuert wird.
Psychologie ist kein Beiwerk und auch kein esoterischer Bullshit. Sie ist das Fundament. Und vielleicht sollten wir alle, wenn wir das nächste Mal auf einen Chart schauen, nicht nur auf Muster im Markt achten – sondern auch auf die Muster in uns selbst.
Häufige Fragen zur Trading-Psychologie
Weil die meisten Trading-Fehler nicht an der Strategie liegen, sondern an Emotionen wie Angst, Gier oder Überheblichkeit. Wer seine Psychologie nicht im Griff hat, sabotiert sich selbst – besonders am Anfang.
Einfacher Einstieg: bewusst atmen, Körperspannung beobachten, regelmäßig Pausen machen. Dazu hilft Achtsamkeit (Mindfulness), um Gedanken und Gefühle wahrzunehmen, ohne von ihnen gesteuert zu werden.
Verluste gehören zum Geschäft. Erfolgreiche Trader sehen Stops nicht als Versagen, sondern als notwendige Ausgaben. Das Ziel ist nicht, immer recht zu haben, sondern langfristig mehr Kapital aus dem Markt zu ziehen, als man verliert.
Häufige Fallen sind Kontrollzwang, Perfektionismus, falsche Glaubenssätze über Geld und Überheblichkeit nach Erfolgen. Wer diese Muster erkennt, kann gezielt dagegen arbeiten.
* Mit kleinen Positionen (z. B. Micros) starten
* Disziplin bewusst trainieren
* Regelmäßige Pausen einlegen
* Verluste reflektieren und ein Trading-Journal führen
* Ggf. Swingtrading ausprobieren, um Stress zu reduzieren