Trading funktioniert nur mit Disziplin
Wenn man profitabel an der Börse traden möchte, sollte man systematisch vorgehen und versuchen messbare und vor allem reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen. Das wiederum geht nur, wenn man das Risiko vernünftig verwaltet und eine nachweislich profitable Strategie handelt. Werden diese Eckpunkte nicht diszipliniert umgesetzt, wird es schwer bis unmöglich Geld aus dem Markt zu ziehen.
Das Problem vor dem Bildschirm
Jedem, der sich schon ein wenig mit dem Thema Trading auseinandergesetzt hat und nicht profitabel ist, sollte klar sein, dass das Problem nicht die Technische Analyse oder die Trading-Strategie ist. Erstere lässt ich in relativ kurzer Zeit erlernen und Strategien gibt es zu Hauf.
Das Problem beim Trading ist, dass unser Gehirn (bzw. Verstand und Ego) versucht das Chaos und die Ungewissheit an der Börse logisch zu beantworten und zu „lösen“. Daher denken viele angehende Trader, dass die perfekte Strategie existiert und man nur alle durchprobieren muss, um sie zu finden. Wir streben nach Sicherheit, um negative Erlebnisse durch Verluste zu vermeiden. Das tun wir seitdem wir auf der Welt sind. Das ist die Aufgabe des Verstandes. Der tut nur seinen Job.
Wir müssen lernen, dass wir beim Trading mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten. Sicherheit gibt es nicht. Wir haben daher die Aufgabe, das zu kontrollieren, was in unserer Macht steht. Das ist wann wir traden und wie viel Risiko wir dabei einsetzen. Mehr geht nicht. Wer das verinnerlicht, ist schon einen guten Schritt weiter.
Unser Gehirn neu verdrahten
Jetzt da wir wissen, dass das Problem unter unserer Schädeldecke zu finden und nicht der nächste Indikator oder Kurs für viele Tausend Euro ist, können wir an uns arbeiten. Unser Ego ist jedoch ein ziemlich sturer Kollege, den wir nur sehr langsam an die für erfolgreiches Trading nötige Denkweise gewöhnen können.
Mir hilft dabei ein ziemlich simpler Trick. Wie es schon Arnold Schwarzenegger machte… anstelle eines Endziels („Ich möchte endlich profitabler Trader sein!“) setze Dir Etappenziele („Beim nächsten Trade setze ich meinen Trading-Plan um.“) und feiere Dich für das Erreichen derselben.
Nur einen Tag diszipliniert handeln, nur einen Tag einzig mein Setup traden, nur einen Tag den Stopp-Lass nicht verschieben.
Nur einen Tag der Trader sein, der ich sein will.
Um unseren Verstand nicht mit zu weit gesteckten Zielen zu verschrecken („Das schaffe ich sowieso nicht.“), wollen wir uns nur eine begrenzte Zeit am Riemen reißen und diszipliniert sein. Danach können wir wieder die Sau rauslassen. Aber wer einen Tag schafft, schafft auch zwei oder drei. Und danach kann man eigentlich auch die Woche noch voll machen. Wenn nicht, fange ich wieder vor vorne an. Nicht schlimm, wir haben Zeit… und der Verstand wird sie brauchen.
Aber auf diese Weise schaffen wir es, unser Ego an die neue Denkweise zu gewöhnen. Je öfter wir unsere neu gefundene Disziplin anwenden, desto selbstverständlicher verhalten wir uns wie anfangs gewünscht… bis es zur Angewohnheit wird. Ab diesem Punkt strukturiert sich unser Gehirn neu und wir haben eine echte Chance.
Disziplin außerhalb des Tradings
Diese Vorgehensweise funktioniert übrigens in vielen Bereich des Lebens. Ich selbst trinke seit über einem Jahr keinen Alkohol, nicht einen Tropfen. Es fing bei mir mit einem „Dry January“ an. Ich mochte es und so wurde aus dem einem Monat drei (logischerweise abgeleitet von „dry“). Ende März dachte ich dann, jetzt kannst Du auch das Jahr fertig machen. Und so kam es, dass ich Anfang dieses Jahres 12 Monate ohne mein ach so geliebtes Bier ausgekommen bin. Die positiven Effekte sind beeindruckend und ich werde das Projekt bis auf Weiteres verlängern.
Selbiges versuche ich mit der Reduktion von Zucker, was mir schwerer fällt als Alkohol. Aber ich muss ihn ja nur heute weglassen 🙂 In vielen Lebensbereichen kann man sich auf diese Weise diszipliniertes Verhalten antrainieren ohne sich von Anfang an mit (zu) großen Erwartungen das Leben schwer zu machen. Wer es schafft außerhalb des Tradings an sich zu arbeiten und Veränderungen herbei zu führen, schafft es auch im Trading. Der Vorgang ist derselbe.
So komisch es sich anhört, aber meine Disziplin beim Joggen oder bei der Auswahl meines Essens geben mir ein Gefühl von Sicherheit und mehr Ausgeglichenheit beim Trading.
Beispiele für Anwendungsbereiche
- Ernährung
- Sport & Bewegung
- Alkohol & Substanzen
- Meditation
- Lesen & Weiterbildung
- Geduld
- u.v.m.
Fazit
Wir müssen einsehen, dass der Weg zum Erfolg an der Börse nur mit Trading-Psychologie zu erreichen ist. Es nützt nichts von Strategie zu Strategie zu wechseln oder den zwanzigsten Indikator auf den Chart zu ballern. Das Problem liegt in uns selbst… aber die Lösung eben auch! In kleinen Schritten können wir das Ziel erreichen. Macht das nicht Mut? Fang am besten heute damit an! Es ist doch nur für einen Tag.
2 Kommentare
KommentierenIch verfolge deine Topstep Challenge, aber dieser Beitrag hat mir noch mehr gefallen.
Gerne mehr „Trading Psychologie“ in der Zukunft 🙂
Vielen Dank für Deinen netten Kommentar! Dazu wird dieses Jahr auf jeden Fall mehr kommen, sogar eines meiner Hauptthemen werden. Kommt viel zu kurz in der öffentlichen Darstellung.