Gefühlter Zeitdruck erzeugt Stress
Ein wohl durchaus gewollter Effekt bei den Challenges für Prop-Trading-Firmen ist der Stress, dem besonders Trading-Anfänger anheimfallen. Auf verschiedenen Wegen wird der Trader unter Zeitdruck gesetzt, um schlechtere Trading-Entscheidungen zu fällen.
Bei den meisten Anbietern im Futures-Bereich hat man auf dem Papier zwar unendlich Zeit für die Evaluierung, jedoch wird durch die zu bezahlende Monatsrate Druck erzeugt.
Bei Firmen im CFD- & Forex-Bereich wird oft nur eine Einmalzahlung verlangt, aber dafür hat man auch nur eine begrenzte Zeit für das Erreichen des Gewinnziels. Auch hier steht man also unter Zeitdruck.
Ein weiterer Faktor, der nicht unterschätzt werden sollte – und ich spreche durchaus aus eigener Erfahrung – ist die Regel der Mindestanzahl an Trading-Tagen. In den meisten Fällen muss an mindestens 10 Trading-Tagen ein Trade platziert werden, um zu bestehen. Das nehmen viele zum Anlass, sich selbst unter Druck zu setzen und die Evaluierung in genau diesen 10 Trading-Tagen bestehen zu wollen. Kann gut gehen, tut es oft nicht.
Gewinne sind nicht programmierbar
Ebenso wenig empfehlenswert ist es, sich als unerfahrener Trader tägliche Gewinnziele zu setzen. Man sieht dabei Milchmädchenrechnungen auf den Sozialen Medien wie „3.000$ Gewinnziel in 10 Tagen = 300$ pro Tag“. Und so wird um jeden Preis versucht täglich diese 300$ zu ertraden, anstatt sich zunächt darum zu kümmern, möglichst wenig zu verlieren.
Was passiert, wenn wir während der Trading-Session in den Drawdown laufen? Was mache ich, wenn ich 280$ Gewinn habe? Mache ich dann weiter, höre ich auf?
Wer als Trader nicht viel Erfahrung hat und sich genau kennt, sollte unbedingt davon absehen, sich feste Gewinnziele zu setzen. Besser ist es, sich das Einhalten von Regeln als Ziel zu nehmen.
Tipps für weniger Stress
Um sich diesem selbstproduzierten Stress nicht auszusetzen, sollte man sich vor Beginn einer Evaluierung klare Vorgaben für das Einhalten bestimmter Regeln geben.
- Bei wieviel Verlust beende ich den Trading-Tag?
- Was ist meine maximale Positionsgröße?
- Was mache ich nach Verslusttagen?
Zeit nehmen – keiner verlangt, eine Challenge in 10 Tagen hinter sich zu bringen. Auch wenn man 2 oder 3 Monate benötigt, ist das kein Beinbruch. Bei den zahlreichen Rabattaktionen kann man sich einen guten Preis ergattern und die Sache in Ruhe angehen lassen.
Selbst bei den Forex-Anbietern bekommt man oft „Retakes“. Wenn man nach Ablauf der Maximaldauer alle Regeln befolgt und ein positiven Kontostand hat, wird oft ein weiterer (kostenloser) Versuch gewährt.
Lass es ruhig angehen und lass zumindest den Zeitdruck weg. Als Trading-Anfänger hat man schon genug damit zu tun, seine sonstigen Emotionen und allgemein das Mindset im Griff zu halten.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Positionsgröße. Ohne Zeitdruck kann man diese drastisch reduzieren und somit viel weniger Risiko in den Markt legen. Evaluierungen werden länger dauern, aber Emotionen werden besser verarbeitet und man kommt mit weniger starken Tiefschlägen letztlich schneller ans Ziel.
Trading heißt langfristig denken
Nicht nur beim Prop-Trading sondern auch allgemein sollte das Trading immer mittel- bis langfristig betrachtet werden und nicht in 10-Tages-Spannen. Verluste müssen akzeptiert werden und der Zeitfaktor sollte guten Trading-Entscheidungen nicht im Wege stehen.
Seinen Vorteil im Markt muss man sich statistisch herausarbeiten. Ein einzelner Trade hat keine Aussagekraft. Home-Run-Trades kommen vor, sie sind jedoch nicht programmier- und noch weniger kalkulierbar.
Aus diesem Grund finde ich auch das neue Programm Trader Career Path von Earn2Trade attraktiv. Es vermittelt mit seinem Stufenplan von Anfang an die wichtige Maxime, auch Prop-Trading als langfristige Aufgabe oder sogar Beruf anzusehen. Ich selbst habe die erste Evaluierung letzte Woche gestartet und mir das Ziel gesetzt, mir viel Zeit damit zu lassen.
Fazit
Trading sollte nicht stressig sein. Besonders Trading-Anfänger sollten sich also nicht unnötig unter Druck setzen, indem sie die Komponente Zeit gegen sich arbeiten lassen. Jeder sollte sich die Zeit nehmen, die sie oder er braucht. Social-Media-Gepose anderer sollte dabei ignoriert werden.